Wallenhorst, Montag 07. November 2022
Neue Osnabrücker Zeitung – Ausgabe Wallenhorst, Belm und Bissendorf
Autor und Fotograf: Joachim Dierks
Außer der zehnköpfigen Jury aus Vertretern des Wallenhorster öffentlichen Lebens und dem Organisationsteam in der Gemeindeverwaltung um Margret Terglane weiß bis zur Verkündung am „Tag des Anstoßes“ niemand, wer der neue Preisträger ist. Jury-Mitglied Gabi Münch fällt diesmal die Aufgabe zu, ihn vorzustellen.
Sie macht es spannend, spricht in Rätseln, redet zunächst von einer Person, die sich seit 30 Jahren um ein „beflügeltes Bauwerk in unserer Gemeinde“ verdient gemacht habe, es vor dem Verfall bewahrt und durch besonders nachhaltige Kunst zu einem der „Leuchttürme“ Wallenhorsts gemacht habe. Um 21.35 Uhr lüftet sie den Schleier: „Es ist Wolfgang Himmel, ein Mann von großem handwerklichen Geschick in der Schweiß- und Schmiedetechnik und von hohem künstlerischen Einfallsreichtum“. Er ist Schöpfer des Don Quijote auf seinem Pferd Rosinante, wie er gegen die Windmühlenflügel in Lechtingen anzureiten scheint, „mit einem Brustpanzer aus einer Kartoffelschaufel, einem Topf als Kopf, die Henkel als Ohren, Augen aus Qigong-Kugeln, Beinen aus Lkw-Federn, Füßen aus Bügeleisen, Händen aus Fahrradketten und so weiter – Schrottteilen neues Leben einzuhauchen, das ist die Passion unseres Preisträgers.“
Mausefallensammlung im Trafoturm
Seit vielen Jahren sammelt Wolfgang Himmel Mausefallen. 100 Stück aus
aller Welt hat er zusammengetragen. Als der Mühlenverein vor einigen
Jahren den alten Trafoturm an der Mühle übernehmen konnte, war Himmel
sofort mit der Idee zur Stelle, daraus einen „Mäuseturm“ zu machen. Er
bastelte – natürlich aus Schrott – einen Paternoster-Aufzug, um auf der
kleinen Grundfläche des Turms per Handkurbelbetätigung die umfangreiche
Mausefallen-Sammlung präsentieren zu können. Daneben hat Himmel das
Umfeld der Mühle in eine Freiluftgalerie für Schmiedekunst mit Tieren
und Fabelwesen aus Altmetall verwandelt. Man findet Libellen,
Schmetterlinge, Skorpione neben Fischen, Fledermäusen und einem Urvogel,
dem „Archäopteryx Lechtingensis“
Unter stehender Ovation des
Publikums nimmt Wolfgang Himmel den „Stein des Anstoßes“ aus den Händen
von Bürgermeister Otto Steinkamp entgegen. Bescheiden, wie er ist, lenkt
er den Blick sogleich auf Heinz Rölker und die weiteren Mitstreiter an
der Mühle, für die er den Preis stellvertretend entgegennehme. Auf sein
unermüdliches Schaffen und seine nie versiegende Kreativität
angesprochen, sagt er: „Ich wusste gar nicht, dass man Ehrenamt dazu
sagt. Es hat mir einfach immer nur Spaß gemacht.“