Der Blühstreifen an der Mühle ist nun schon 3 Jahre alt und hat sein Gesicht erneut verändert.
Er ist quasi erwachsen geworden und die mehrjährigen Pflanzen wie Natternkopf, Margeriten, Färberwau, Malven, verschiedene Distelarten und viele Gräser dominieren das Erscheinungsbild.
Es gibt aber auch einige Neulinge oder Besonderheiten zu entdecken.
Zwischen den ganzen Margeritenblüten drängen sich vereinzelt Königskerzen empor. Ihre bis zu 2 m hohen Blütenstände tragen bis in den Spätsommer unzählige kleine leuchtendgelbe Blüten. Früher glaubte man, Königskerzen würden Unholde und bösen Zauber fernhalten. Daher pflanzte man sie oft ans Haus, damit sie vor Unwetter und Blitzschlag schützen mögen.
Ihre alten Namen – Unholdenkraut, Wetterkraut oder Donnerkerze stammen daher.
Mit einer goldgelben Blüte zeigt sich ebenso das echte Johanniskraut, auch Tüpfel-Johanniskraut genannt. Wenn man die Blätter gegen das Licht hält, kann man die vielen kleinen Öldrüsen erkennen, die wie Nadelstiche aussehen. Daher der Name Tüpfel-Johannskraut. Zu medizinischen Zwecken wird es kultiviert und extra angebaut. Bei uns dient es aber als Bienenweide.
Es ist leicht mit dem giftigen Jakobskreuzkraut zu verwechseln.
Einen besonderen Samenstand hat der Färberwaid oder Deutscher Indigo, der im Frühjahr mehrere Trauben mit gelben, rapsähnlichen Blüten bildet. Aus den Blüten ergeben sich die kleinen, dunkelbraunen bis schwärzlichen, hängenden und abgeflachten, verkehrt-eiförmigen, nicht öffnenden, kahl bis leicht behaarten Samen.
Wegen des Holzschutzeffektes (gehemmtes Pilzwachstum) eignet sich die aus Färberwaid gewonnene blaue Farbe zum Streichen von beispielsweise Türen, Deckenbalken und Kircheninnenräumen.
Besonders auffällig ist der Blütenstand der Wilden Karde. Sie ist eine zweijährige, distelähnliche Staude aus der Familie der Geißblattgewächse. Charakteristisch sind ihre walzenförmigen Blütenstände bei dem die Röhrenblüten ringförmig wandernd auf gehen. Sie sind wichtige Futterlieferanten für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge und die Samen dienen als Winterfutter für Vögel.
Die getrockneten Samenstände dienten früher zum Aufrauen der Wollstoffe. Wir haben in der Motormühle in der Weberei noch ein mit Karden bestücktes Gerät, welches genau für diesen Zweck genutzt worden ist. Ebenfalls im Tuchmachermuseum in Bramsche sind noch Rahmen mit Karden vorhanden, die zum Fertigwirken des gewebten Stoffes verwendet worden sind.
Ja und wenn Sie meinen, da wächst ja Fenchel im Blühstreifen, dann stimmt das. Es ist wilder Fenchel der im Mittelmeerraum beheimatet ist. Er dient dort als Würzpflanze und bei uns als Futterpflanze für Raupen, Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten.
Ein besonderes Highlight gab es dieses Jahr. An den Fenchelpflanzen knabberte mit Genuss die Raupe eines Schwalbenschwanzes. Ist sie nicht eine wahre Schönheit?
Zum Schluß haben wir noch eine große Bitte an Sie.
So schön und verlockend die wilden Blumen und Kräuter auch sein mögen und zum Pflücken verlocken, bitte lassen Sie sie stehen. Die Insekten brauchen sie als Futter. Gehen sie lieber vom Rand aus mit der Kamera auf Pirsch und beobachten sie den Heuschreck, all die verschiedenen Schwebfliegen und die liebestollen kleinen Halsbandkäfer.
Und wer weiß, vielleicht bedankt sich der Schwalbenschanz und flattert wie ein Model vor Ihrer Linse einher.
Vielen Dank für Ihr Verständnis und Glück zu Ihr Mühlenteam.