Bundesweite Auftaktveranstaltung in Wallenhorst – Justizministerin Havliza zu Gast
Fotos und Text von Andreas Wenk – Neue Osnabrücker Zeitung
Hauptrednerin zur Auftaktveranstaltung an der Lechtinger Mühle war Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza. Wie Bürgermeister Otto Steinkamp und andere dankte auch sie den vielen ehrenamtlichen Helfern und Mitgliedern in den Unterstützervereinen für ihr Engagement sowie den Erhalt der Mühlen und das Bewahren eines kulturellen Erbes. Wie sehr das Müllerhandwerk noch heute unser Leben bestimmt, machte Havliza an zwei Beispielen aus ihrem Ressort deutlich. Für diesen juristischen Exkurs bat sie lächelnd um Verständnis und mahnte zugleich: „Da müssen Sie jetzt durch.“
Alte Anekdoten
Laut Havliza stammt der Spruch „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ aus dem historischen „Sachsenspiegel“, einer bedeutsamen Rechtsschrift des Mittelalters; und auch die richterliche Unabhängigkeit gehe auf das Müllerhandwerk zurück. Hintergrund sei ein Rechtsstreit zwischen einem Müller und einem Landrat gewesen, der dem Müller durch einen Karpfenteich im Wortsinn das Wasser abgegraben hatte. Die Gerichte ließen den Landrat gewähren, Friedrich der Große schaltete sich ein, und es kam zu einer erbitterten Auseinandersetzung, an deren Ende die Unabhängigkeit der Justiz als dritter Gewalt im Staate stand. Den Kern der Botschaft des Mühlentages traf Havliza mit ihrer Aussage, die Mühlen seien fester Bestandteil des kulturellen Erbes und bedeuteten damit ein Stück Lebensqualität, das es zu bewahren gelte. Nach vielen Dankes- und Lobeshymnen auf den Lechtinger Mühlenverein kürzte Landrat Michael Lübbersmann seine Rede kurzerhand und beschränkte sich auf einige Anekdoten und Sprichwörter wie dieses russische: „Brüderchen, du kannst den Wind niemals nach der Mühle drehen, dreh die Mühle nach dem Wind, und sie wird sich vortrefflich drehen.“ Das Wissen um solche Naturgesetze gelte es zu bewahren. Rüdiger Heßling von der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen hob in diesem Zusammenhang die Rolle der freiwilligen Ausbildung zum Müller hervor; 400 Männer und Frauen hätten die Lehrgänge bereits besucht. Ob Bürgermeister Steinkamp oder Erhard Jahn, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde: Keiner der Festredner vergaß zu erwähnen, dass der Mühlentag zumindest in Deutschland seinen Ursprung in Lechtingen genommen hat und dem dortigen Mühlenverein deshalb ein besonderer Dank gelte. Jenseits des nahezu voll besetzten Festzeltes und der vielen Reden vergnügten sich die Besucher an unterschiedlichsten Ständen oder besichtigten die Mühle. Katrin Baumann und ihre Söhne Otto und Hannes waren mit die Ersten in der Mühle. Offensichtlich hatten sie viel Spaß dabei, einen Mehlsack mittels eines Tampens und einer Seilwinde hochzuheben und abzusetzen, während über ihnen die Holzräder der Mühleknarrten. Kirsten Köveker und ihre Kinder Lieke und Michael erkundeten eine Kletter- und Kriechburg aus Strohballen. Sie kommen aus Osnabrück und wohnen am Sonnenhügel. Von dort aus ist es nicht weit zur Nackten Mühle, die sie schon mehrfach besucht haben, aber in diesem Jahr wollten sie einmal etwas anderes sehen. Was den Kindern an der Lechtiger Mühle besonders gefällt? Übereinstimmend nannten sie zuerst die Kaninchen. Die hatte ein Hollager Zuchtverein ausgestellt, inklusive Kuschelecke mit Käfig und Laufbahn. Mutter Kirstin gefiel vor allem die gemütliche und nicht kommerzielle Atmosphäre. Für das Frühstück am nächsten Tag hatte sie Dinkel- und Rosinenbrot eingekauft. Voller Begeisterung war auch Monika Veit. Sie war mit Emma, ihrem Bayerischen Gebirgs-Schweißhund, aus Hannover gekommen. Emma interessierte sich zwar auch für die Kaninchen, blieb als ausgebildeter Jagdhund aber ganz ruhig und ging anstandslos mit Frauchen weiter.
Der Zapfdienst ruft
Gegen Mittag brach Lottes Bürgermeister Rainer Lammers auf. Er versorgte sich noch schnell mit ein paar Flyern und fuhr dann Richtung Heimat. An der Mühle Bohle hatte er versprochen, für ein paar Stunden den Zapfdienst an der Theke zu übernehmen. Rund um die Lechtinger Mühle herrschte zu der Zeit Hochbetrieb. Die als Parkplatz ausgewiesene Wiese war voll, und die Autos standen bis weit den Buchgarten hinauf am Straßenrand. Sehr zur Freude der Aussteller, die sich über den Andrang freuten.